Über 100 TierschützerInnen diskutieren über „Bauernhöfe statt Tierfabriken”
Großer Andrang im zum Tagungsraum umfunktionierten Gewächshaus des Biobetriebs Kiebitzhof in Gütersloh am vergangenen Samstag, 26. März: Zur Auftaktveranstaltung für einen „Runden Tisch für artgerechte Tierhaltung“, den die Grünen NRW einrichten, kamen Interessierte aus dem ganzen Land, um unter meiner Moderation mit hochkarätigen und fachkundigen Gästen über die Zukunft der Tierhaltung in der Landwirtschaft zu diskutieren.
In seiner Einführung gab Harald Grünau, Tierarzt und Mitglied des Grünen Landesvorstands einen Rückblick über 40 Jahre Tierschutzgesetz in Deutschland. Er machte klar, dass es beim Tierschutz niemals „genug“ sein könne und dass gesetzliche Regelungen immer wieder den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen angeglichen werden müssen. Die Anwesenden wurden aufgefordert, Visionen zu entwickeln, wie die Tierhaltung in 20 oder 40 Jahre aussehen könne, zum Beispiel auch vor dem Hintergrund der beginnenden Diskussion über die Würde des Tieres.
Der Agrarwissenschaftler und Buchautor Dr. Wilfried Bommert stellte in in seinem Vortrag beeindruckende, aber auch beklemmende Erkenntnisse aus seinem Buch „Kein Brot für die Welt“ dar. So steht mit den gegenwärtigen Entwicklungen bei Klima, Bevölkerungszuwachs, Ressourcenverknappung und weltweit zunehmendem Fleischkonsum die Nahrungsmittelversorgung der Welt in wenigen Jahrzehnten vor dem Kollaps. Bei beispielsweise 8 kg Getreide, die zur Erzeugung von 1 kg Rindfleisch verwendet werden, spitzt sich dabei insbesondere die Konkurrenz zwischen Teller und Trog immer mehr zu.
Auf konkrete Probleme des Tierschutzes unter den gegenwärtigen Bedingungen, wie zum Beispiel überzogene Leistungszucht bei Mastgeflügel und Milchkühen, die zu unmittelbaren Gesundheitsstörungen führen, wiesen der Präsident des Landestierschutzverbands NRW Peer Fiesel und Dr. Karl Fikuart vom Ausschuss für Tierschutz der Bundestierärztekammer in ihren Vorträgen hin. Besonderen Handlungsbedarf sehen die Fachleute beim “Zurechtstutzen“ von Tieren für moderne, tierfeindliche Haltungssysteme, wie etwa der Schwanzamputation bei Mastschweinen und dem Schnabelkürzen beim Geflügel. Demgegenüber wies Heiner Kollmeyer, Kreislandwirt und Schweinemäster aus dem Kreis Gütersloh, auf eine Fülle von gesetzlichen Vorgaben hin, die Tierhalter heute einzuhalten hätten und als deren Folge es seinen Tieren gut gehe.
Johannes Remmel, für Landwirtschaft und Tierschutz zuständiger Grüner Landesminister, stellte die Tierschutzziele der NRW-Landesregierung vor. Das Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzverbände, wie es im Naturschutz bereits seit langem existiert, steht unmittelbar vor der Einbringung ins Paralament. Und in der Putenhaltung soll der Einsatz von Qualzuchten auf dem Wege einer Haltungsverordnung untersagt werden.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion kamen noch rund dreißig TeilnehmerInnen zu einem ersten Treffen des grünen „Runden Tischs für artgerechte Tierhaltung“ zusammen. Eine Einführung in die Problematik aus Sicht der Bundesebene gab dabei der Grüne Bundestagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der Fraktion Friedrich Ostendorff, der auch einer der Initiatoren des Runden Tischs ist . Dieser soll in den kommenden Monaten Handlungsempfehlungen für Landtagsfraktion und Landesregierung entwickeln, die den Tierschutz in der Landwirtschaft voran bringen sollen. Dabei ist ausdrücklich auch das Engagement und das Fachwissen von außerhalb der Grünen Partei gefragt und zur Mitarbeit eingeladen. Interessenten können sich jederzeit melden unter gruenau@gruene-nrw.de.
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