In Werlte im schönen Emsland hat die Audi AG die weltweit erste Power-to-Gas-Anlage in industriellem Maßstab errichtet und wandelt Strom – vorrangig aus Erneuerbaren Energien – in Erdgas um. Eine bestechende Idee, die ich besuchen konnte: In Zeiten hoher Stromeinspeisung aus Wind- und Solarkraft nimmt Audi den günstigen Strom und betreibt damit eine Elektrolyseanlage, also das Verfahren, dass mithilfe elektrischer Energie Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Für den Sauerstoff besteht derzeit keine Verwendung, aber der Wasserstoff wird im Anschluss in einem katalytischen Verfahren mit Kohlendioxid, das aus dem Roh-Biogas einer benachbarten Biogasanlage gewonnen wird, zu Methan verbunden. Das so gewonnene CH4, also Erdgas oder Methan, kann dann direkt in das Erdgasnetz eingespeist werden. Die Anlage, die mit einer Stromaufnahme von maximal 6 Megawatt Elektrolyse betreiben kann, soll so 1,4 Millionen Kubikmeter Erdgas im Jahr einspeisen können.
Eine der drei 2-MW-Elektrolyseeinheiten
Der Clou für Audi: Passend zum ersten erdgasgetriebenen Modell der Marke, das in diesen Tagen erschienen ist, können die Autobauer den Käufern des neuen Modells ein Konzept anbieten, bei dem dank der neuen Power-to-Gas-Anlage so viel Erdgas von Audi ins Erdgasnetz eingespeist wird, wie die Kunden tanken. Der neue Erdgas-Audi fährt mit einer Tankfüllung Gas 400 Kilometer und Audi preist daher das Konzept als “CO2-neutrale Mobilität auf der Langstrecke”. Ein sicher gewollter Effekt ist auch der Kohlendioxidausstoß des Wagens von unter 90 Gramm je Kilometer, der es Audi ermöglicht, sich dem zukünftigen CO2-Flottenausstoß anzunähern.
Was mich als Energiepolitikerin begeistert ist, dass hiermit ein gangbarer und mit heutigen technischen Mitteln realisierbarer Weg zur Speicherung von Erneuerbaren Energien aufgezeigt wird. Sauberer Strom aus Wind und Sonne wird zu Erdgas, das Treib- oder Heizstoff sein kann, in großen Mengen im deutschen Gasnetz und bereits vorhandenen Speicherkavernen zwischengelagert werden kann und auch für eine Rückverwandlung in Strom in Gaskraftwerken zur Verfügung stünde.
Foto oben: Der Methanisierungsreaktor
Für den vertieften Einstieg in das Thema ist diese Broschüre der Deutschen Energie-Agentur sehr zu empfehlen.
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