Vom 19. bis 23. September durfte ich als Delegierte für die GRÜNE Fraktion an einer Reise des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz nach Norwegen und Schweden teilnehmen. Die Reise führte uns als erstes nach Oslo, wo wir zunächst Gespräche mit der Staatssekretärin im Umweltministerium, der staatlichen Netzgesellschaft Statnett und des staatlichen Energieversorgers Statkraft führten. Wir bekamen also Einblicke in die norwegische Energie- und Klimapolitik, konnten uns über den Stand der Planungen eines Seekabels zwischen Norwegen und Deutschland informieren und tauschten uns über die Stromerzeugung in Norwegen aus. Am nächsten Tag stand die Besichtigung des Wasserkraftwerks Solbergfoss, das an Norwegens größtem und längstem Fluss Glomma liegt, auf dem Programm. Das Wasserkraftwerk ist Norwegens größtes Laufwasserkraftwerk mit insgesamt 206 MW installierter Leistung (Solbergfoss I: Inbetriebnahme 1924, 108 MW; Solbergfoss II: Inbetriebnahme 1985, 100 MW) und einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 900 GWh. Der dritte Tag der Reise wurde in Stockholm fortgesetzt, wo wir uns hauptsächlich mit der Forstwirtschaft in Schweden beschäftigten, dementsprechend standen Gespräche mit dem Land- und Forstwirtschaftsministerium sowie der staatlichen Forstverwaltung auf dem Programm.
Den vierten Tag verbrachten wir in der freien Natur: Ein Boot brachte unsere Delegation durch die Schären zum Nationalpark Tyresta. Hier wanderten wir unter Anleitung eines Guides einige Kilometer, bevor wir das beeindruckende Nationalparkzentrum besichtigten. Am Nachmittag trafen wir im World Trade Center von Stockholm auf Vertreter der Firma Scandinavian Biogas AB und der Stadt Stockholm, die sich durch besondere Bemühungen im Bereich des Klimaschutzes hervorhebt. Am letzten Tag unserer Reise besuchten wir eine Papierfabrik der Firma Stora Enso und tauschten uns über nachhaltige Forstwirtschaft und Papierproduktion aus.
Ich nehme von dieser Reise durch Schweden und Norwegen einige interessante Fakten und Eindrücke mit:
NORWEGEN
- Die Stromerzeugung in Norwegen besteht zu etwa 95% aus Wasserkraft, die restliche Versorgung übernehmen zwei Gaskraftwerke.
- In Norwegen wird mit Strom geheizt, ein allgemeines Gasnetz ist in diesem gasfördernden Land nicht vorhanden.
- Die Bereitschaft zur "Speicherung" des Erneuerbaren Stroms vom europäischen Festland war bei unseren Gesprächspartnern sehr hoch, profitieren sie doch von Netzentgelten und dem Verkauf von Strom. Einige der Mitreisenden waren sichtlich enttäuscht darüber, dass uns die Norweger unser "Speicher-Problem" nicht lösen können, sondern die Speicherung in Norwegen nur eine Ergänzung sein kann. Gleichzeitig wurde auch mit dem Irrtum aufgeräumt, dass in Norwegen Pumpspeicherkraftwerke zur Verfügung stehen. Das dort verfolgte Prinzip ist, dass der in Europa zu viel vorhandene Strom in Norwegen verbraucht und währenddessen die Wasserkraftanlagen an Stauseen nicht oder reduziert betrieben werden. Steht kein Strom vom Festland zur Verfügung, produziert Norwegen wieder Strom mit diesen Anlagen, in denen sich nun mehr Wasser befindet und somit ein größerer Puffer.
- In Deutschland wird noch darüber diskutiert, in Norwegen ist es schon Wirkllichkeit: Aluminiumhütten nehmen am Regelenergiemarkt teil und tragen so zur Netzstabilität bei und haben gleichzeitig keinerlei finanzielle Einbußen.
SCHWEDEN
- Großmastanlagen, wie wir sie aus Deutschland kennen, konnten wir in Schweden nicht sehen. Die Landschaft war stattdessen durch Bauernhöfe geprägt, die die klassischen roten Holzscheunen und Wohnhäuser besaßen.
- Die Vorstellungen, was genau "nachhaltige Forstwirtschaft" bedeutet, differieren sehr stark. Gut die Hälfte der schwedischen Fläche ist bewaldet und wird zu einem Großteil auch von einer intensiven Holzindustrie genutzt.
- Nationalpark: Interessant ist, dass die 29 schwedischen Nationalparks untereinander gut vernetzt sind und auch ein gemeinsames Marketing betreiben.
- Die Klimabemühungen der Stadt Stockholm wurden uns zwar nur sehr kurz erläutert, aber gerade die erfolgreiche freiwillige Einbindung von Firmen in die Klimaschutzziele der Stadt sind sehr interessant.
- Während landwirtschaftliche Biogasanlagen in Schweden eher eine geringe Rolle spielen, werden die Abwässer der Stadt Stockholm energetisch intensiv genutzt. Das entstehende Gas wird dann in erster Linie für den Verkehr genutzt, z.B. in den Bussen des öffentlichen Nahverkehrs.
- Stockholm versuch, den Verkehr positiv dadurch zu beeinflussen, dass es eine Innenstadtmaut gibt. Seit der Einführung ist auch der Autoverkehr deutlich zurückgegangen, während der Radverkehr erhebliche Zunahmen verzeichnet.
- Auch im Bereich des Wohnungsbaus gibt es immer wieder Versuche, einen energiesparenden und ökologischen Lebensstil zu befördern. Ein Beispiel dafür ist der Stadtteil Hammerby Sjöstad, wo aus einem schadstoffbelasteten Industriegebiet eine ökologische Mustersiedlung werden soll.
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