Energieautarke Klärwerke: Mangelhafte Datenbasis und noch viel ungenutztes Potenzial

Kläranlagen leisten in unserem Land einen unverzichtbaren Dienst für den Umweltschutz, indem sie Abwässer mit hohem technischem Aufwand von möglichst vielen Rückständen befreien. Die aktuellen Diskussionen um Rückstände in unseren Gewässern –wie beispielsweise Mikroplastik oder Nitrat –machen allerdings deutlich, dass die Aufbereitung unserer wichtigsten Lebensgrundlage Wasser immer aufwendiger zu gestalten ist. Die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage, die ich gemeinsam mit meinen Kollegen Johannes Remmel und Norwich Rüße gestellt habe, zeigt, dass von 610 kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen bisher nur 12 „Null-Energie-Kläranlagen“ sind, andere Daten zur Energieeffizienz liegen der Landesregierung nicht vor.

Viel Energie für Wasseraufbereitung benötigt

Laut LANUV verbrauchen allein die 610 kommunalen Kläranlagen in NRW so viel Energie wie alle Haushalte von Düsseldorf zusammen. Klärwerke gehören damit zu den größten kommunalen Energieverbrauchern, in kleineren Kommunen können Kläranlagen der größte einzelne Energieverbraucher sein. Hinzu kommen die Abwasserbehandlungsanlagen, die direkt von der Industrie betrieben werden.

Die Potenziale für eine optimierte Energienutzung und Energieerzeugung in diesen Anlagen sind enorm. Nicht nur die eigentlichen Reinigungsprozesse der Abwasserbehandlung bieten Energieeffizienzpotenziale, Klärschlamm kann zudem eine Quelle für regeneratives Biogas darstellen, welches, wiederum verstromt, teilweise den Energiebedarf der Klärwerke decken kann.

NRW ist spätestens seit Veröffentlichung der ersten Auflage des Handbuchs „Energie in Kläranlagen“ Ende der 1990er Jahre Vorreiter in Deutschland und hat innovative Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz auch durch umfangreiche Landesfördermittel unterstützt.

Innovative Kläranlagen sind möglich: Vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger

Verschiedene Beispiele machen deutlich, in welche Richtung Entwicklungen möglich sind: So zeigt die Realisierung einer vollständigen Energieautarkie im Klärwerk Bottrop eindrucksvoll, dass mit einem intelligenten Konzept Kläranlagen vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger werden können. Auch das Klärwerk Bad Oeynhausen erreicht durch die Kombination verschiedener Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung und Erhöhung der Energieerzeugung vor Ort mittlerweile einen Eigenversorgungsgrad von 116 % und produziert somit mehr Energie als es verbraucht. Die Landesregierung nennt 10 weitere Anlagen, die ebenfalls eine ausgeglichene Energiebilanz aufweisen. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass 98 Prozent Kläranlagen ihr Energieeffizienzpotenzial bislang nicht konsequent ausnutzen. Über die restlichen 598 Anlagen liegen der Landesregierung keine Daten zur Energieeffizienz vor, außer dass 230 Anlagen das Faulgas zur Stromerzeugung nutzen. Ohne diese Basis bleibt aber unklar, welche Potenziale im Detail ungenutzt bleiben und welche Hemmnisse einer Optimierung entgegenstehen.

Das Land sollte hier nicht nur eine flächendeckende Datenerhebung einführen, sondern auch über zusätzliche Fördermechanismen nachdenken, wenn ganz offensichtlich die energetische Optimierung von Abwasserbehandlungsanlagen über des Status von Pilotanwendungen nicht hinaus kommt. Dadurch könnte nicht nur die Energiewende unterstützt werden, sondern auch die kommunalen Haushalte entlastet werden.

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