Am 20. März wanderte eine partielle Sonnenfinsternis über Deutschland hinweg. Die Medien übertrafen sich zuvor darin Schreckensszenarien zu entwerfen und vor einem drohenden Blackout zu warnen. Ich hatte mich zuvor des Themas angenommen und dargelegt, dass die medial geäußerten Sorgen bei einer angemessenen Vorsorge seitens der Netzbetreiber unberechtigt sein dürften. Und siehe da: Stromausfälle blieben aus, die Stromversorgung blieb während der Sonnenfinsternis stabil - nichts anderes war zu erwarten gewesen. Denn was am Vormittag des 20. März geschah, war vorherzusehen und so konnten die Netzbetreiber sich auf die Situation einstellen.
Wurden am 20. März um 9:45 Uhr noch 13,4 Gigawatt PV-Strom ins Netz eingespeist, so waren es eine Stunde später nur noch 5,3 Gigawatt. Kurz vor 13:00 Uhr war die Sonnenfinsternis vorüber und die PV-Stromeinspeisung stieg wieder rasch auf über 20 Gigawatt an. Die Netzbetreiber konnten diese kurzfristigen Einspeiseschwankungen gut ausgleichen, weil sie zuvor in ausreichendem Maße flexible Regelleistung wie Gaskraftwerke und Pumpspeicher unter Vertrag genommen hatten. Spannend dabei zu beobachten: Die vorausschauend eingekaufte Regelleistung wurde gar nicht in dem Maße angefordert, wie sie zur Verfügung stand. Dies und die Tatsache, dass die Netzfrequenz im gesamten Zeitraum der Sonnenfinsternis sehr stabil bei 50 Hertz lag, belegen die Tatsache, dass die Übertragungsnetzbetreiber und Stromhändler die Situation souverän im Griff hatten.
Aufschlussreich war ebenfalls währenddessen die Preisentwicklung an der Strombörse Epex, die verdeutlichte, wie sehr inzwischen die Solarstromeinspeisung die Großhandelspreise senkt, war der Strompreis am Spotmarkt doch zum Höhepunkt der Sonnenfinsternis um etwa zwei Cent je Kilowattstunde teurer als zuvor und danach.
Dr. Patrick Graichen, Direktor des Thinktanks Agora Energiewende, interpretierte gegenüber der TAZ die problemlose Bewältigung der Sonnenfinsternis so: „Wenn das heutige, vergleichsweise inflexible Stromsystem die Sonnenfinsternis meistert, dann wird das Stromsystem des Jahres 2030 mit vergleichbaren Situationen spielend zurechtkommen.“
Für einen vertiefenden Hintergrund:
Die Sonnenfinsternis 2015: Vorschau auf das Stromsystem 2030. Herausforderungen für die Stromversorgung in Systemen mit hohen Anteilen an Wind- und Solarenergie. Hintergrundpapier der Agora Energiewende.
Sonnenfinsternis: Kein Stromausfall und Börsenpreise erwartungsgemäß gestiegen pv magazine vom 20.03.2015.
Sonnenfinsternis: Kein Stromausfall auch dank Pumpspeicher Deutsche Energie-Agentur vom 20.03.2015.
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