Vor einigen Tagen wurde der WDR auf den interfraktionellen Arbeitskreis "Energievorbild Landtag" aufmerksam und hat sich in der Aktuellen Stunde vom 22.11.2011 (ab ca. Minute 22) mit einem Teilaspekt befasst und macht sich gleich über einen Vorschlag lustig.
Zum Hintergrund: In einem Antrag vom Mai 2011 beantragten wir u.a. die Umstellung des Landtags auf Ökostrom und die Unterstützung der Verhaltensänderung der Nutzerinnen und Nutzer. Schließlich kann durch Verhaltensänderung etwa 10-12% Energie eingespart werden. Im oben genannten Arbeitskreis haben wir in den letzten Monaten diese Aspekte besprochen und erste Erfolge erzielt: So wird sich der Landtag ab nächstem Jahr an der Aktion MissionE der Energieagentur NRW beteiligen. Dann werden regelmäßig Informationen, die alle Nutzerinnen und Nutzer im Landtag und zu Hause beim Energiesparen helfen zur Verfügung gestellt und vieles mehr. Ein Punkt zu dem wir uns im Arbeitskreis ausgetauscht haben, waren dann auch die in jedem Büro vorhandenen Wasserboiler, die in der großen Anzahl einen beachtlichen Anteil am Stromverbrauch haben dürften. Die Hinweise der Anwesenden (außer mir war von den Abgeordneten übrigens nur ein CDU-Abgeordneter anwesend, andere Fraktionen schickten Mitarbeiter oder glänzten durch Abwesenheit) auf diese Geräte wurden zum einen von der Verwaltung als schwierig bewertet, da beim Vorhandensein der Boiler auf die Legionellenproblematik geachtet werden müsste. Abschließend vereinbarten wir, dass es sich bei diesem Thema um einen Teilaspekt handelt und dies im Kontext der Aktion MissionE von der Energieagentur betrachtet werden sollte.
Der Landtag hatte übrigens schon vor Jahren ein Gutachten zu Einsparmöglichkeiten im Gebäude in Auftrag gegeben. Hieraus entstanden vor allem technische Hinweise, die beim Neu-Anbau beachtet wurden und bei Reparaturarbeiten sukzessive abgearbeitet werden. Betrachtet wurde damals allerdings nicht der Einfluss des hier beschriebenen Nutzerverhaltens. Dies wird nun im nächsten Jahr angegangen.
Alle diese Bemühungen passten erst einmal nicht ins Bild des WDR-Beitrags. Die Moderatorin Catherine Vogel regt sich im dazugehörigen Blogbeitrag dann darüber auf, dass wir überhaupt warmes Wasser im Landtag benutzen, beim WDR wasche man sich schließlich auch nur mit kalten Wasser die Hände. Einen Tag zuvor äußerte sich die Bild in einem Artikel ebenfalls kritisch, hatte aber im Gegenteil Mitleid mit den fleißigen Abgeordneten, die nach Aussage der Bild nach 18 Uhr ihre Hände nur noch mit kaltem Wasser waschen dürfen.
Insgesamt gibt es beim Nutzerverhalten viel zu tun: Zu Hause ausrangierte Kühlschränke mit hohem Energieverbrauch werden häufig in Büros weiterbetrieben, häufig fehlen schaltbare Steckerleisten PCs oder werden nicht benutzt, PCs und Licht werden meist ununterbrochen auch in Pausen weiterbetrieben, Thermoskannen können benutzt werden statt den Kaffee auf der Warmhalteplatte stehen zu lassen und vieles mehr.
Aus meiner früheren Arbeit im Bereich der Energieberatung von Kommunen weiß ich, dass die Veränderung des Nutzerverhaltens kontinuierliche Aufklärungsarbeit bedeutet und häufig Fingerspitzengefühl erfordert, um erfolgreich zu sein und nicht gleichzeitig die Belegschaft aufzuwiegeln.
Mein Ziel ist es, diese kontinuierliche Arbeit im Landtag zu verankern und damit Vorbild für viele andere zu sein, die das selbst häufig noch nicht umsetzen, obwohl das Wissen vielfach vorhanden ist.
Diese Bemühungen ins lächerliche zu ziehen oder nur mit einem Augenzwinkern zu betrachten ist schade, denn es wird die Chance vertan, die einfachste, billigste und ökologisch sinnvollste Maßnahme der Energiewende zu vollziehen: die Einsparung. Würde dies konsequent ernstgenommen werden, könnte man, grob gerechnet, auf fast jede zweite erzeugte KWh Braunkohlestrom in Zukunft verzichten.
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