Mit einer bunten Truppe Grüner und Interessierter aus ganz OWL unternahm ich eine Exkursion in den Braunkohletage Garzweiler. Denn wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann es sich nur schwer vorstellen: Ein Braunkohletagebau ist ein gewaltiger Eingriff in Landschaft und Umwelt und darüber hinaus in das Leben der Menschen in einer ganzen Region. 31 Quadratkilometer ist der aktuelle Tagebau Garzweiler II groß, dabei gut 200 Meter tief und im von uns besuchten Tagebau - einer von drei Tagebauen, den die RWE aktuell betreibt - sind bereits 17 Ortschaften verschwunden oder werden es in Kürze tun. Das Schicksal von 5 weiteren Ortschaften ist bereits besiegelt, auch sie werden in den nächsten Jahren umgesiedelt werden.
Ein Lichtblick ist es da, dass die Landesregierung im März dieses Jahres beschlossen hat, dass die Abbaufläche des Tagebaus Garzweiler verkleinert wird und so der Ort Holzweiler erhalten bleiben kann. Etwa 1.350 Menschen behalten ihre Heimat. Damit wird erstmals im Westen Deutschlands eine bereits genehmigte Tagebaufläche verkleinert. Mehr zur Verkleinerung des Tagebaus Garzweiler hier auf meiner Homepage.
Nachdem uns RWE durch den erschreckenden und beeindruckenden Tagebau geführt hatte, kehrten wir in Holzweiler ein. Jenem Ort, der durch den Beschluss des Landtags zur Verkleinerung des Tagebaus Garzweiler vor der Umsiedlung bewahrt wurde. Mit dem Markscheider Peter Immekus, einem ausgewiesenem Experten für Bergschäden, und Grünen aus der Region standen uns hier Fachleute zu den Auswirkungen des Braunkohleabbaus zur Verfügung. Damit die tiefen Braunkohletagebaue nicht mit Grundwasser volllaufen, muss in weitem Umkreis der Tagebaue das Grundwasser abgepumpt werden, was großflächige Bereiche zur Folge hat, in denen Bewegungen des Bodens Bergschäden an Gebäuden verursachen. Dabei ist es für die Betroffenen oft alles andere als einfach, ihre Ansprüche gegenüber dem Verursacher RWE durchzusetzen.
Mit dabei war auch der Grüne Stefan Pütz aus Immerath, der sich als Kläger vor dem Bundesverfassungsgericht einen Namen über die Region hinaus gemacht hat, als er klären lassen wollte, ob die Menschen umziehen müssen, wenn die Braunkohlebagger anrücken. Das Gemeinziel des Braunkohleabbaus wiege schwerer, so legte sich das Bundesverfassungsgericht fest, als das Recht der Menschen auf ihre Heimat und so werden auch weiterhin die Menschen weichen müssen, wenn die Bagger anrücken.
Die Zerstörung der Landschaft, die Dimensionen des Abbaus und die vielfältigen negativen Auswirkungen auf die betroffenen Menschen waren bedrückender, als die meisten Teilnehmer unserer Exkursion es erwartet hatten. Aber dies ist umso mehr ein Ansporn für uns, den Ausbau der Erneuerbaren voranzutreiben und eines Tages damit den Abbau von Braunkohle überflüssig zu machen.
Neuste Artikel
B64n: Meine Enttäuschung über Verkehrsminister Wissing
Straßen.NRW teilte mit, die Planfeststellungsunterlagen zur B64n Ortsumgehung Herzebrock-Clarholz an die Bezirksregierung Detmold übersandt zu haben. Dazu teile ich mit: „Seitdem ich Abgeordnete im Landtag NRW bin, setze ich mich gegen die B64n ein. Angesichts des Planungs- und Umsetzungsstaus von Bundesstraßen und der aktuellen Finanzlage des Bundes wäre es nur ehrlich, den Menschen endlich klar...
Unterwegs im Wahlkreis
In den letzten Wochen war ich viel in meinem Wahlkreis unterwegs. Im Gespräch mit den Junior*innen des Handwerks Gütersloh und Bielefeld. Mit jungen Handwerker*innen aus vielen Branchen, wie Bäcker/Konditorin, Maurer, SHK, Maler, KfZ sprach ich über die Themen, die sie ganz konkret betreffen. Wie bei vielen Terminen ging es viel um Bürokratie, wo es viele,...
Land.Grün.Zukunft - Unsere Tour durch die ländlichen Regionen
Die ländlichen Regionen in NRW stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen und Chance. Vieles wird bereits angegangen, auch mit kreativen Lösungsansätzen, die von vielen Menschen und Unternehmen vor Ort entwickelt werden. Gemeinsam mit Verena Schäffer bin ich deswegen auf unserer Land.Grün.Zukunft-Tour! Wir kommen an mehreren Tagen in diesem Jahr mit Menschen vor Ort ins Gespräch und tauschen...
Ähnliche Artikel
Alle Dörfer Bleiben
Garzweiler Dörfer: Offener Brief an Ministerpräsident Laschet
Vor Kurzem wurde bekannt, dass Peter Altmaier und das Bundeswirtschaftsministerium ein Gutachten bzgl. Kohleausstieg und der benötigten Restkohlemengen im Rheinischen Revier unter Verschluss gehalten hatten. Besonders brisant: Laut dem Gutachten hätten alle Dörfer am Tagebau Garzweiler bleiben können und müssten nicht mehr der Braunkohle zum Opfer fallen.
In einem gemeinsamen offenen Brief mit unserer NRW-Parteivorsitzenden Mona Neubaur und unserem Bundestagsabgeordneten Oliver Krischer fordern wir Ministerpräsident Laschet auf, die Garzweiler-Dörfer zu retten.
Garzweiler
Durch welche operative Steuerung der Ministerien will die Landesregierung sicherstellen, dass durch die Umsetzung von 83 Projekten des „SofortprogrammPlus“ der Zukunftsregion Rheinisches Revier (ZRR) kurzfristig positive Effekte für Steuereinnahmen und Arbeitsplätze der Region ausgehen?
In der ZRR wurde ein SonderprogrammPlus mit 83 Projekten und einem Volumen von 4,3 Milliarden Euro erstellt. Es umfasst folgende Projekte, die noch priorisiert und qualifiziert werden müssen: „Aufbau eines Fraunhofer Instituts für Geothermie und Energieinfrastrukturen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen; Aufbau eines Fraunhofer-Zentrums für Digitale Energie im Rheinischen Revier; Wärmespeicher-Kraftwerk StoreToPower; Aufbau eines intelligenten...
#AlleDörferBleiben
Was würde ein Kohleausstieg im Jahr 2035 für die Menschen am Tagebau Garzweiler bedeuten?
Der Plan zur sukzessiven Abschaltung der Braunkohlekraftwerke bildet nur den (unzureichenden) Rahmen für den Kohleausstieg. Entscheidend für die Klimawirkungen, die Notwendigkeit von Umsiedlungen von Dörfern und die Zerstörung von Natur rund um die Tagebaue ist, wie viel Kohle denn tatsächlich noch gefördert und in den Kraftwerken verstromt wird. RWE hat ein wirtschaftliches Interesse daran, noch möglichst viel Kohle zu gewinnen und die Landesregierung möchte RWE hier offenbar freie Hand lassen.