Andrea Asch

Steinkohle um jeden Preis?

Mit ihrem neu veröffentlichen Dossier „Bitter Coal-Deutschlands Steinkohleimporte“ waren die Menschenrechtsorganisationen FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) und urgewald in der Republik unterwegs, um auf ökologische, soziale und menschenrechtliche Missstände importierter Steinkohle aufmerksam zu machen. Zusammen mit meinen KollegInnen Stefan Engstfeld, Gudrun Urgewald, FIAN, Bitter Coal Steinkohleimport NRWZentis, Andrea Asch und Daniela Schneckenburger traf ich mit VertreterInnen der Organisationen und BürgerrechtlerInnen aus den Produktionsländern zusammen, um mich über die Abbaubedingungen und Auswirkungen zu informieren und über die Verantwortung nordrhein-westfälischer Energieversorgungsunternehmen auszutauschen.

Nach Angaben von FIAN und urgewald importieren die im Dossier untersuchten Energieversorgungsunternehmen RWE, EON, STEAG, EnBW, Vattenfall und Trianel mittlerweile mehr als 80 Prozent der zur Stromerzeugung verbrannten Steinkohle aus Kolumbien, Russland, den USA und Südafrika. Über die Abbaubedingungen und die Konsequenzen für die ansässige Bevölkerung in den jeweiligen Ländern war bislang wenig bekannt. FIAN und urgewald warfen den Kohleproduzenten im Gespräch schwerwiegende menschenrechtliche Verletzungen und die Zerstörung der Lebensgrundlage der Menschen vor Ort vor.

In den USA werden nach Auskunft von Paul Corbit Brown von der Umweltschutzorganisation Keeper of the Mountains Foundation aus West-Virginia für den Abbau von Steinkohle Bergspitzen weggesprengt und der Abraum in die Täler verfüllt. Dabei werde das Trinkwasser verseucht und die älteste und artenreichste Gebirgslandschaft Nordamerikas unwiederbringlich zerstört.

Aus Kolumbien berichtete Oscar Guariyu, Präsident der Vereinigung der indigenen Wayúu-Gemeinden aus dem Süden der Guajíra. Seit 30 Jahren wird dort überwiegend von US-Konzernen Steinkohle abgebaut. In dieser Zeit mussten zahlreiche Gemeinden den Minen weichen, ohne angemessen umgesiedelt oder entschädigt zu werden. FIAN und urgewald prangerten im Gespräch zudem die Förderung paramilitärischer Strukturen vor Ort an.

NRW spielt beim Thema Steinkohleimporte eine besondere Rolle. Ein Drittel des in Deutschland produzierten Stroms stammt aus NRW. Davon wird 30 Prozent des Stroms durch die Verbrennung von Steinkohle gewonnen. Nordrhein-westfälische Energiekonzerne wie RWE, Eon und Steag sind wichtige Geschäftspartner für die im Dossier untersuchten Kohlekonzerne und weigern sich bislang ihre Lieferketten offen zu legen. Deshalb appellierte Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald, an die kommunalen Eigentümer der Energiekonzerne in NRW, sich mit den ökologischen und menschenrechtlichen Auswirkungen der Kohleimporte auseinander zu setzen und ihren Einfluss für Änderungen geltend zu machen.

Auf dem Foto (v.l.n.r.): Katrin Ganswindt, urgewald, Mitautorin der Studie; Stefan Engstfeld MdL; Wibke Brems MdL; Heffa Schücking, urgewald, Mitautorin der Studie; Andrea Asch MdL; Oscar Guariyu, Präsident der Vereinigung der indigenen Wayúu-Gemeinden aus dem Süden der Guajíra, Kolumbien; Paul Corbit Brown, Sprecher von "Keepers of the Mountains", USA; Petra Langheinrich, Mitarbeiterin des Anwaltskollektivs, das die Familien ermordeter kolumbianischer Gewerkschafter vertritt; Sebastian Rötters, FIAN Deutschland, Mitautor der Studie

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